50 Jahre Billard Geschehen

Rückblick von Josef Schlosser
(Ehrenmitglied und langjähriger Sportwart des Clubs)

Ein halbes Jahrhundert "Billardclub" verpflichtet, eine genaue Rückschau dieser vergangenen Zeit zu halten.
Dies wäre im allgemeinen nicht schwierig, wenn die Möglichkeit bestünde, auf fortlaufende Aufzeichnungen über die Entstehung bzw. Entwicklung der herausragenden Ereignisse des Vereins zurückgreifen zu können.
Leider ist dies nicht der Fall. Durch die Ereignisse des 2. Weltkrieges sind alle Protokolle und Aufzeichnungen - auch die der sportlichen Begebenheiten zu Verlust gegangen. Es ist daher schwierig, die Vergangenheit des Clubs vor den Jahren 1950 nach Erzählungen der heute noch lebenden, wenigen alten Clubkameraden niederzuschreiben.
Der Bericht wird immer lückenhaft bleiben müssen. Ich bin daher auch nur in der Lage, einen kurzen Abriß über die Gründung des Clubs zu geben.

Es war im Frühherbst des Jahres 1926, als sich im damaligen Cafe Speiser (heute Cafe "Drei Kronen") erstmalig die Regensburger Billardspieler zu einem Wettstreit (Turnier) auf dem grünen Tuch trafen.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl dieser Spieler entwickelte sich in der Folge zu einem festen Band, und man beschloß noch im gleichen Jahr, es anderen Städten gleichzutun und einen Billard-Verein zu gründen.
So entstand der

Regensburger Billard Club
(kurz B C R 1926)

Nachdem das Mitglied, Herr Euringer Sen., sein Cafe "Habsburg" in der ehemaligen Schlossergasse (Neupfarrplatz) umgebaut hatte und den dadurch gewonnenen Saal mit 1 großen und 2 kleinen Billards ausgestattet hatte, verlegte man das Klublokal dorthin.

Ab diesem Zeitpunkt wurden neben den jährlichen internen Clubturnieren auch Freundschafts- (Vergleichs)kämpfe mit den bereits bestehenden Clubs von München, Nürnberg und Straubing ausgetragen. Sehr bald wurde der Anschluß an den "Deutschen Billard Verband" in die Wege geleitet und in die Tat umgesetzt.
Wer irgendwie Zeit hatte, fand sich im "Habsburg" ein, konnte er doch sicher sein, einige seiner Clubkameraden oder sonstige Billardfreunde dort anzutreffen.
Die einzige, noch vorhandene Unterlage aus dieser Zeit bekam ich zur Einsichtnahme und zum Zwecke des Abschreibens für unser Archiv von unserem inzwischen verstorbenen Kameraden, Ludwig Kirschenhofer, in Form einiger Fotos (Tabellen), die über das Winter-Turnier 1930/31 Aufschluß gaben. Diese zeigen nicht nur die Spielart an, sondern geben auch Auskunft über die Anzahl und Spielstärke der einzelnen Mitglieder.
Nachdem darin sehr viele Namen auftauchen, die für unsere älteren Clubmitglieder noch ein
Begriff sind, fühle ich mich verpflichtet, diese zur Kenntnis zu bringen:

Wie bereits erwähnt, handelt es sich um das Winter - Turnier (Vorgabe) 1930/31

    Großes Brett: I. Klasse Freie Partie               Großes Brett: II. Klasse Freie Partie    
    Apfelbeck
Burian
Eppner
Fuchs Ludwig
Gerner
Knittl Andreas
Kollera
  v.Lerchenfeld
Meier Hans
Müller
Sanktjohannser
Seidinger
Schattenfroh
Schlosser
          Dentelsbeck
Dr. Dietl
Fuchs Max sen.
Gläser
Humig
Lutter
Messner
  Osberger
Pilz
Rappold
Seidinger
Schmidt
Trammer
                         
    Kleines Brett: I. Klasse Freie Partie               Kleines Brett: I. Klasse Freie Partie    
    Diemer
Euringer jun.
Fetzmann
Firnbacher
Forchhammer
Frieser
Guteneder
Herzog
Jacob
Kirschenhofer
Mang
  Meier
Penning
Pflüger
Pletz
Putzo
Rauh
Reisewitz
Wagner
Weber
Zacharias
Zirngibl
          Auerbach
Birks
Fleischner
Graggo
Gross
Lilienfeld I
Lilienfeld II
Lutter


  Müller Max
Nass
Pleyer Karl
Pleyer Richard
Rechka
Wolf Albin
Zeitler Walter



                         
  Nähere Angaben ersehen Sie aus unserer bebilderten Chronik - Band 1.
Auch während des 2.Weltkrieges wurde der allgemeine Spielbetrieb, soweit es die Ereignisse zuließen, nicht unterbrochen, obgleich ein Teil der Mitglieder zu den Waffen eingezogen wurde.
Der Krieg forderte auch von unseren Kameraden seine Opfer.
Ich denke hier an:

Bruckmann Hans
Ehresmann Hans
Pichlmeyer Lambert
Sanktjohannser Fritz

  Nach dem Einmarsch der Amerikaner im Jahre 1945 wurde unser ,,Habsburg" von diesen beschlagnahmt und die
3 Billards abtransportiert. Wo diese gelandet sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Wahrscheinlich in irgendeiner der Kasernen. Durch diese Maßnahme hat der Club nicht nur sein Heim, sondern die Mitglieder hatten auch ihre Übungsstätte verloren.
Unter Berücksichtigung der damaligen verworrenen Nachkriegsverhältnisse (Geldentwertung, Unsicherheit etc.) war an einen Wiederaufbau und an ein geregeltes, auf sportlicher Ebene ausgerichtetes Billardspielen, vorerst nicht zu denken.
Aber auch diese Zeit ging vorüber. Nach und nach kehrte einer nach dem anderen zu seinem Billardsport zurück, nachdem es sich herumgesprochen hatte, daß die Amis die Billards im Cafe ,,Fürstenhof" nicht beschlagnahmt hatten und damit eine Spielmöglichkeit bestand. Am 18. November 1950 faßte dort ein Teil der alten Clubkameraden verbunden mit inzwischen neu hinzugekommenen jüngeren Billardfreunden den Entschluß, den B C R 1926 wieder aufleben zu lassen.
 
  Es waren dies die Kameraden:
Apfelbeck Albert
Gassner Max jun.
Gießübl Adolf
Hafner J.
Janousch Herbert
Kern Rudi
Kirschenhofer Ludwig
Knittl Andreas
Knittl Willi
Pflüger Hans jun.
Pfreimer Josef
Schattenfroh Anton
Schlosser Josef
Wandel Gerhard
Zeitler Hans
  In die Vorstandschaft wurden
folgende Herren berufen:

1. Vorsitzender:
2. Vorsitzender:
Kassier:
Sportwarte:
und
Schriftführer:



 




Zeitler Hans
Pfreimer Josef
Pflüger Hans jun.
Gießübl Adolf
Schlosser Josef
Schlosser Josef






 
           
  Nach dieser Wiedergründung wurde sofort das erste Turnier vorbereitet und in Angriff genommen. Es wurde von sämtlichen Kameraden - ohne Unterschied auf die Spielstärke - am großen Tisch, wegen des besseren Zustands des Billards, ausgetragen. Sieger wurde unser Gründungsmitglied: Rudi Kern.

Nun ging man auch daran, genau wie früher, die jährlichen Winter-Turniere ablaufen zu lassen. Auch Freundschaftkämpfe mit anderen Clubs wurden ins Auge gefaßt und vorbereitet. Nachdem es uns gelungen war, mit den inzwischen neu gegründeten Clubs Fühlung aufzunehmen, wurden hauptsächlich in den 50er Jahren Vergleichskämpfe, mit der Verpflichtung von Hin- und Rückspielen, mit folgenden Clubs vereinbart und besonders stark gepflegt:
 
  Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Eggenfelden, Landau/Isar, Mitterteich, München, Nürnberg, Passau, Pfarrkirchen, Plattling, Regen, Straubing, Völklingen/Saar, Waldkraiburg, Weiden

Mit unseren Wiener Freunden verbinden uns besondere kameradschaftliche Bande. Fanden doch schon ein Dutzend Begegnungen, teils in Wien, teils in unserer Ratisbona, statt. Einen besonders starken Eindruck dürfte unsere erste Begegnung im großen ,,Neuhaus-Saal" im September 1959 bei sämtlichen damaligen Teilnehmern hinterlassen haben.

Der Spielsaal im Café ,,Fürstenhof" war für die sensiblen Billardsportler viel zu unruhig, um konzentriert spielen zu können. Um unseren geliebten Billardsport ungestörter und ruhiger ausüben zu können, waren wir auf der Suche nach einem Lokal, das diese Voraussetzungen mitbringt. Diese Möglichkeit bot uns das Café ,,Neues Haus" am Bismarckplatz, nachdem uns der Pächter des Cafés, Herr Andreas Geyer, zusicherte, 2 neue Köstertische aufzustellen. Nachdem die Tische standen, waren die Voraussetzungen für eine einwandfreie, zufriedenstellende Abwicklung der sportlichen Leistungen bzw. Veranstaltungen des Clubs gegeben. Wir beschlossen daher in der Versammlung am 5. September 1953 im Nebenzimmer des Hotels Weidenhof - bei unserem Clubkameraden Schattenfroh -, unser Club- und Stammlokal für die Zukunft im ,,Neuen Haus" aufzuschlagen.
Die Billard - Eröffnung wurde am 3. Oktober 1953 mit einer Schau-Partie zwischen unserem alten, leider zu früh verstorbenen, Billard-Freund Spanner aus Straubing und Wagner aus Nürnberg durchgeführt.

Zum ersten Mal konnten ab diesem Zeitpunkt auch die Stadtmeisterschaften im Billard ausgetragen werden, die sich in der Folgezeit alljährlich wiederholten.
Durch die Neuorganisation des Bundes wurde die Zusammenfassung der Bayerischen Billard-Sportvereine zu einem Landesverband notwendig.
Am 12. Februar 1955 konnte der Bayerische Billard - Verband (BBV),
dem alle bayerischen Billard - Vereine angehören, in Regensburg aus der Taufe gehoben werden.
Die erste Vorstandschaft des BBV, der seinen Sitz in München hat, setzte sich zusammen aus den Herren:
 
  Linhart   MÜNCHEN                 Spanner   STRAUBING  
  Kerscher   NÜRNBERG                 Knittl Andreas   REGENSBURG  
  Maul   NÜRNBERG                 Pflüger Hans jr.   REGENSBURG  
  Wurdak   NÜRNBERG                 Schlosser   REGENSBURG  
  Tozzi   WALDKRAIBURG                        
 
Inzwischen sind wir auch dem Bayerischen Landessport-Verband (BLSV) angegliedert.
Daß wir beim Registergericht Regensburg als Eingetragener Verein (e.V.) vermerkt sind, sei nur am Rande angezeigt.
 
  Das Clubleben entwickelte sich nun im Laufe der Zeit zu einem solchen Umfang, daß die zur Verfügung stehenden beiden Billards im ,,Neuen Haus" nicht mehr ausreichten. Eine Vergrößerung des Saales bzw. die Aufstellung eines zusätzlichen dritten Billards war aus räumlichen Gründen nicht möglich. Außerdem plante die Stadt Regensburg einen Umbau im großen Stil, bei dem für den Billardclub kein geeigneter Raum vorgesehen war.
Schnellstes Handeln war deshalb notwendig geworden, sollten wir nicht eines Tages ohne Saal dastehen. Wir wurden also wiederum gezwungen, uns um einen geeigneten größeren Saal umzusehen. Hierbei hatten wir die inzwischen angewachsene Mitgliederzahl und die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zu berücksichtigen. Wie schwer ein solches Vorhaben ist, mögen Sie daraus ersehen, daß unser ganzes zur Verfügung stehendes Inventar bzw. Betriebskapital die wenigen, noch vorhandenen alten Clubkameraden und deren Initiative war.

Durch das Entgegenkommen der Brauerei ,,Bischofshof" kamen wir in die glückliche Lage, den großen Saal der ,,Jakobiner-Schänke" (heute Gaststätte ,,Entlang der Donau") in der Schottenstraße zu mieten.
Den Saal hatten wir nun. Aber wie sah es mit der Innenausstattung, dem Inventar usw. aus ?
Nach einer gründlichen, vollkommenen Renovierung des Saales konnten wir an dieses Projekt herangehen. Bisher mußten wir mit dem vorliebnehmen, was uns die jeweiligen Pächter zur Verfügung stellten. Jetzt hieß es, alles aus eigenen Mitteln zu beschaffen. Auch hier tauchte wieder die große Frage auf: Wie ist dies alles zu bewerkstelligen ?

Da zeigte sich, wie unser Max Fuchs in seiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender und Steuermann des Clubs diese schwer zu umschiffende Klippe zu meistern verstand. Mit Bravour packte er mit seinen Mannen aus der Vorstandschaft dieses bestimmt nicht leichte Problem an. Zu Hilfe kamen ihm dabei die Kameraden:

Besl Hans, Brand Max, Focke Robert, Heinrich Karl, Kern Rudi, Kirschenhofer Ludwig, Mayerhöfer Hans,
Meyerhofer Max, Miedl August, Mosandl Walter, Schlosser Josef, Wandel Gerhard, Zeitler Hans,

die im Frühjahr 1966 durch spontane finanzielle Bereitwilligkeit, zur Freude unseres Kassiers Hans Mayerhöfer der Clubkasse einen namhaften Betrag unverzinslich zur Verfügung stellten. Damit konnte die notwendige Innenausstattung sichergestellt werden. Für den größten Teil der Finanzen, die zur Beschaffung des notwendigen Spielmaterials, der Billards usw., nötig waren, mußte der Kreditweg beschritten werden. Die hierzu erforderlichen Bürgschaften mußten wiederum von einem Teil unserer Kameraden geleistet werden. Zu diesem Zeitpunkt waren fast alle Mitglieder mit den finanziellen Sorgen des Clubs belastet und haben sich zur Verfügung gestellt.

Mit 1 großen Billard und 3 kleinen Billards
sowie sauberer sportgerechter Innenausstattung des Saales konnten wir am
1. Juni 1966
- auch hier könnten wir ein zehnjähriges Jubiläum feiern -
nach durchgeführter kirchlicher Weihe des Saales unseren Einzug vollziehen.

 

Diese Erweiterung bzw. Vergrößerung machte in den billardsportlich interessierten Kreisen sehr schnell die Runde,
so daß wir in kurzer Zeit einen guten Mitgliedernachwuchs feststellen konnten.
Der sich dadurch immer mehr steigernde Spielbetrieb, ausgedehnt noch mit Unterrichts- und Trainingsstunden
erforderte eine Erweiterung des Übungsmaterials. Weitere Anschaffungen von Billards brachten uns im Laufe der letzten Jahre auf einen Stand von

3 großen
und
5 kleinen Tischen

die wir heute unser Eigentum nennen können.

Mit Stolz können wir heute sagen, daß man im Bundesgebiet schon danach suchen muß, bis ein Billardclub ein derartiges Heim als Vereinseigentum vorweisen kann.

Mit Genugtuung und, wie bereits erwähnt, mit Stolz kann der Billard-Club Regensburg 1926 e.V.
auf diese 50jährige Vergangenheit zurückschauen und dieses halbe Jahrhundert abschließen.
Es waren eben immer wieder Männer da, Idea1isten, die die Kameraden geführt und zusammengehalten haben.

Mögen auch in Zukunft aus den Reihen des Clubs jene Männer hervorgehen, die für die Führung des Clubs das nötige Rüstzeug mitbringen, um den Club fest in Händen halten zu können, zum Wohle unseres schönen, jedoch nicht leichten

Billard - Sports
und unseres
B C R 1926